Seit 30 Jahren ist Dieter Beines Präsident der Großen Rheydter Prinzengarde. Im Interview mit dem Stadt Spiegel erklärt der Präsident, warum er immer noch Lust auf Karneval hat.
Herr Beines, hat man nach 30 Jahren als Präsident der größten Karnevalsgesellschaft eigentlich immer noch Lust auf Karneval?
Kontinuität wird bei der Großen Rheydter Prinzengarde groß geschrieben. Das schafft Teamgeist und Vertrauen. Der Vorstand arbeitet seit etlichen Jahren in fast unveränderter Besetzung zusammen. Das zeigt, dass die Mischung stimmt. Mir macht meine Arbeit immer noch großen Spaß. Solange ich Ideen habe und Dinge entwickeln kann, fühle ich mich für diese Aufgabe nicht zu alt, obwohl man mit 64 Jahren schon mal ins Grübeln kommt. Und dann muss man natürlich auch eine Familie haben, die das alles mitmacht und genauso karnevalsverrückt ist. Sonst könnte das nicht funktionieren.
Mussten Sie vor 30 Jahren lange überlegen, ob Sie dieses Amt annehmen?
Das war ja eigentlich gar nicht geplant. Ich fühlte mich als Kommandant wohl. Mein Vater stand auf so einem hohen Sockel - da kann man eigentlich nur verlieren. Aber als mein Vater plötzlich verstarb, hat der damalige Schatzmeister Heinz Wilms einen ganzen Abend auf mich eingeredet, bis ich „Ja“ gesagt habe, ich denke darüber nach, aber das war schon zu viel …..
Hat sich das Gardeleben in den letzten 30 Jahren verändert? Hat sich der Karneval verändert?
Aber sicher. Als ich Präsident wurde, bestand die Garde aus 30 uniformierten und 70 passiven Mitgliedern. Heute sind es 110 uniformierte und fast 400 passive Mitglieder. Auch die Anzahl der Termine hat drastisch zugenommen - sowohl im gesamtstädtischen Karneval als auch in der Garde. Weil wir in der Session das Prinzenpaar der Stadt begleiten, führt das manchmal zu logistischen Problemen. Bisher haben wir aber alles noch meistern können.
Glücklicherweise ist Karneval nicht das ganze Jahr...
Und ob! Mein Vater hatte einmal gesagt: „Karneval ist das ganze Jahr.“ Sicherlich beinhaltet die Session wesentlich mehr Termine, aber das Gardeleben geht auch außerhalb der närrischen Zeit weiter. Wir haben viele Veranstaltungen, die wir planen und dann erleben dürfen. Zum Beispiel das Golfturnier, ein Sommer- und Oktoberfest, die Garderallye, die bereits seit 34 Jahre stattfindet, und eine große Weihnachtsfeier, die mir besonders am Herzen liegt.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Dass wir schon früh die Frauen in die Garde integriert haben. Sie arbeiten nicht nur mit, sondern sie haben natürlich auch volles Stimmrecht. Von über 600 Mitgliedern sind mehr als 200 weiblich, 1977 waren es noch zwei passive Mitglieder. Der Karneval war generell immer eine Männerdomäne und ist es in einigen Karnevalsgesellschaften noch bis heute. Außerdem bin ich stolz auf die Jugendarbeit, die wir weiter forcieren konnten. Seit drei Jahren unterstützt die Garde mit ihrem Jugendfonds Jugendliche, die finanziell nicht die Möglichkeiten haben, sich beispielsweise eine Uniform zulegen zu können, obwohl sie karnevalistisch aktiv sein möchten.
2010 feiert die GRPG ihr 75-jähriges Jubiläum. Kein gutes Jahr, denn 2010 fehlt der Garde die Stadthalle...
Das ist in der Tat ein Problem. Eine Weihnachtsfeier, die Jubiläumssitzung und auch der „Rutsch in den Karneval" müssen in der Sanierungsphase des Theaters ausweichen. Besonders der „Rutsch" bereitet uns arge Kopfschmerzen.
Warum?
Der „Rutsch" ist für die Garde eine wichtige Einnahmequelle. Bereits in den letzten beiden Jahren haben wir damit zu kämpfen gehabt, dass nicht mehr 3.000, sondern aufgrund neuer Brandschutzbestimmungen nur noch 1.850 Besucher zugelassen waren. Das sind eben mal 40 Prozent der Einnahmen, die wegbrachen. Wir haben die Hoffnung, dass das Ausweichquartier des Theaters im Nordpark vielleicht keine Zwischenlösung bleibt. Nicht nur die Garde - die ganze Stadt braucht eine Veranstaltungshalle, die einfach mehr Besucher als 1.850 fassen kann. Hoffentlich erkennen das auch die Verantwortlichen bei der Stadt.
Auf eine letzte Frage können wir nicht verzichten: Sind Sie ein Mönchengladbacher oder ein Rheydter?
Die Frage musste ja kommen! Wenn ich außerhalb der Stadt unterwegs bin, fühle ich mich natürlich als Gladbacher. Innerhalb der Stadt bin ich ein Rheydter, obwohl ich an dieser Stelle mal ein Geheimnis verrate: Geboren wurde ich in Glehn.
aus dem Stadt Spiegel vom 20.08.2008