Brings, die Rabaue und Guido Cantz - die "gekauften" Programmpunkte der Jubiläumssitzung der Großen Rheydter Prinzengarde hatten es wirklich in sich, aber was die Garde auszeichnet, ist der Spaß am Karneval, der Mut zur Improvisation und die eigenen künstlerische Qualitäten. Der größte Teil des Programms wurde - wie schon bei früheren Jubiläumssitzungen - von der Garde selbst gestaltet. Und neben den Rheer Knöppkes, den GardeGirls, den Mariechen und den Garderottis als Abschlussnummer kurz nach Mitternacht war es vor allen Dingen die Showeinlage der Gardisten, die das Publikum in Wallung brachte. Unfassbar, welche Talente in dieser Garde schlummern!


Aber von vorn: Die Rheydter Stadthalle war wieder einmal von Franz-Josef Ohmer erstklassig dekoriert worden, so dass sich auch Brings auf der Bühne pudelwohl fühlte: "In so einer schönen Halle treten wir nur selten auf", erklärte der Bandleader und legte richtig los. Zuvor sahen rund 600 Gäste den Einmarsch der Garde und den Auftritt des Prinzenpaares. Wie immer war es der MKV-Vorsitzende Bernd Gothe, der mit einem süffisanten Streifzug durch die Gladbacher Medienwelt den einen oder anderen Gast fast liebevoll durch den Kakao zog. Auch ein Blick in die Kristallkugel wagte er. Auf einen zündenden Gag wollen wir an dieser Stelle nicht verzichten:  "Mit 82 Jahren ist Dieter Beines immer noch Präsident der Großen Rheydter Prinzengarde. Sein Sohn Andreas hat einen Beinamen angenommen: Prinz Charles!" Nachdem Brings rund 30 Minuten gerockt hatte, ging es los mit dem eigenen Programm. Die Rheer Knöppkes durften zuerst ran.  Die "Kleinsten" unter den Großen entfachten das Feuer im Publikum. Keine Frage, die Knöppkes haben in der Tat den närrischen Frohsinn im Blut. Das kleinste "Knöppchen" war übrigens vier Jahre. Früh übt sich, wer ein Star werden will...

Nicht weniger stimmungsvoll, aber zweifelsohne noch spektakulärer, war er Auftritt der Tanzmariechen, die mit männlicher Verstärkung einen Showtanz der Spitzenklasse aufführten. Besonders die Tanzeinlage mit Grease-Musik begeisterte - das hätte auch John Travolta und Olivia Newton-John nicht besser machen können. Danach begeisterten die Rabaue mit echter kölscher Musik. Es folgten die GardeGirls. Ihre Hexennummer mit Harry Potter-Musik und Gruselatmosphäre hat Stil und Charme, ist originell und sportlich anspruchsvoll. Was die Mädels an Akrobatik zeigten, war einfach zauberhaft. Man kann sich vorstellen, wie viel Arbeit dahinter steckt, diese gewagten Choreographien einzustudieren.

Für viele der Höhepunkt der Jubiläumssitzung ist wie immer der eigene Programmpunkt der Garde, der stets ein gut gehütetes Geheimnis ist. "Ich übernehme keine Verantwortung", erklärte Gardepräsident Dieter Beines, der zusammen mit dem ersten Vorsitzenden Bernd Käsmacher die Veranstaltung moderierte und sich überraschen ließ. Als ein zweiter Dieter Beines auf die Bühne kam, zeigte sich nicht nur der Präsident überrascht. Die Garde spielte "Deutschland sucht den Superstar" nach und suchte das Gardetalent für die nächste Jubiläumssitzung in drei Jahren. In der Jury: Ralf Noehles als Dieter Beines, Holger Vits als MKV-Chef Bernd Gothe und Uli Leuchter als Sitzungspräsident Willi Kleuser. Das Trio hat zweifelsohne die Bohlen-Jury in den Schatten gestellt. Besonders Leuchter lief zur Hochform auf. Sollte der Sitzungspräsident irgendwann mal verhindert sein - kein Problem, Uli kann einspringen!

Die Jury war gut, der Moderator Hermann Schnitzler auch, aber die Showeinlagen der Gardisten waren noch besser. In der "biggest Frikadellenbud in Odenkirchen" (O-Ton Leuchter/Kleuser) gab es ein dynamisches Synchronschwimmen, eine Showeinlage der älteren, aber immer noch höchstagilen "Funky Marrys", eine Vosswinkel-Nuss und ein "Nüsschen", eine Grease-Tanzeinlage mit Doris und Christian, Schriftführer Guido Gauls als Frank Sinatra oder ein Mallorca-Mix mit Jürgen Drews, Andrea Berg oder Frank Wendler. Geballte Prominenz in der Rheydter Stadthalle - das gab es wohl noch nie! Der Knaller waren jedoch die drei Tenöre, die durch eine ausgeklügelte Technik im Stehen nach vorne und hinten kippten und einst wie Michael Jackson in seinem Musikvideo Smooth Criminal der Schwerelosigkeit trotzen konnten. Man kann es nicht beschreiben - man muss es gesehen haben. Einfach sensationell.

Nachdem Guido Cantz wie immer hochprofessionell ein 30-minütiges Gag-Feuerwerk entfachte und besonders den Altersdurchschnitt der Gardisten auf der Bühne (hauptsächlich der Gardevorstand!) aufs Korn nahm (Wisst ihr, was Facebook ist? Ist wie ein Poesiealbum, nur elektrisch!), bildeten die Garderottis den Schlusspunkt. Nach Mitternacht durften dann die vier Tenöre ran. Wir brauchen an dieser Stelle nicht zu erwähnen, welchen Ruf die Sangesbarden mittlerweile genießen. Alleine das Privileg, als Abschlussnummer die Halle noch einmal zum Kochen zu bringen, spricht für sich. Danach wurde noch munter weiter gefeiert...

Wir halten fest: Wenn es noch keine Jubiläumssitzung geben würde - man müsste sie erfinden! Supertalente gibt es in der Garde satt und genug. Nur schade, dass wir noch drei Jahre warten müssen, bis wir sie wiedersehen...

 

ps.: Einen Hochzeitsantrag auf der Bühne gab es auch noch: Arno Franzen machte seiner Christiane einen Heiratsantrag. Kann eine Jubiläumssitzung eigentlich noch mehr bieten?